PRESSE //_19.05.2015

HebelHalle Heidelberg / Künstlerhaus UnterwegsTheater präsentiert in der Reihe TANZInternational –ausgesuchte Tanzproduktionen

BOXOM

Helge Letonja / Steptext Bremen  (Koproduktion Deutschland / Senegal)

2. und 3. Juni 2015, jeweils 20.00 Uhr bis 21.30 Uhr

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Als letzten Beitrag vor der Sommerpause in seiner Reihe TANZInternational präsentiert das UnterwegsTheater Heidelberg die deutsch-senegalesische Koproduktion BOXOM des Ensembles Steptext Bremen in der Choreografie von Helge Letonja.

In der im Senegal weit verbreiteten Sprache Wolof bezeichnet BOXOM [boçɔɲ] ein Bild, mit dem dort oft die eigene Gesellschaft beschrieben wird: als zusammengeknülltes Papier. Auseinandergefaltet, entsteht ein dynamisches Netz aus Faltlinien; eine Metapher für die vielfältigen Zusammenhänge, in denen die Menschen miteinander verbunden sind.

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Der interkontinental renommiert Choreograf Helge Letonja benutzt BOXOM als künstlerische Strategie. Gemeinsam mit neun Tänzer_innen aus Afrika und Europa entfaltet Letonja Aspekte des BOXOM. Befragt wurden westafrikanische Realitäten, der Blick fällt von dort aus nach Europa und umgekehrt. So treffen im gemeinsam im BOXOM geborgene Individuen und gegensätzliche Lebenswelten aufeinander. Sie ringen mit starren Strukturen oder suchen nach Sicherheit bietenden Auswegen. Das Aufbegehren der drei Frauen und sechs Männer auf der Bühne heißt Liebe. Sie rebellieren gegen gesellschaftlichen Druck und globale Machtgefälle und enthüllen ihre wechselseitigen Prägungen und Projektionen.

BOXOM zeigt insofern die Verflochtenheit des scheinbar so fernen Geschehens mit unserem eigenen Dasein. Helge Letonja: „Von Deutschland aus erscheinen die Extreme in der westafrikanischen Gesellschaft stärker, wo Altes mit Neuem fusioniert und große Kreativität freisetzt; wo traditionelle Kulturen mit Einflüssen des globalen Zeitalters wetteifern, Werte wanken, Widersprüche zwischen selbstbestimmter Lebensgestaltung, ökonomischen Zwängen, religiösen, sozialen, familiären Werten und Tabus aufklaffen. Und während wir in der Fremde in den Spiegel schauen und weltweite Machtstrukturen offen zu Tage treten, sind wir konfrontiert mit der fremden und doch oft eigenen Idee, bei uns in Europa wäre alles besser.“

Die Inszenierung verbindet verschiedene Tanz- und Bewegungssprachen mit Live-Gesang; lichte und raue szenische Momente zu transkultureller Tanzkunst. Im Kostümbild der afropolitischen international gefeierten Modedesignerin Adama Paris aus Dakar, Senegal, treffen traditionelle Stoffe auf zeitgenössische Stilkombinationen. Die Soulmusikerin Y’Akoto komponierte eigens persönliche, aufständische Songs, die live von den Performerinnen und Performern gesungen werden. Florian Tippe webt den Klangteppich mit und um ihren Sound.

Helge Letonja studierte Ballett in Amsterdam und erweiterte seine Ausbildung durch zeitgenössischen Tanz in New York. Er tanzte u.a. an der Oper Graz, bei Jan Fabre und am Tanztheater Bremen. Dort begann er freischaffend zu choreografieren und gründete 1996 steptext dance project, das er 2003 in der Schwankhalle Bremen etablierte und bis heute leitet (www.steptext.de). Letonja engagiert sich nachhaltig für die regionale und internationale Entwicklung, Vernetzung und Präsentation zeitgenössischen Tanzes. Er konzipiert und kuratiert Tanzgastspielreihen und Festivals, entwickelt Fortbildungs-, Kooperations- und Festivalformate. So war er u.a. 2009-2011 Mitinitiator und -veranstalter des vier Länder einbindenden EU-Projekts KoresponDance Europe, realisierte 2011/2012 das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte europäisch-afrikanische Projekt HOME 52° 30’ N 13° 23’ E ELEV 37 m, choreografierte dessen Produktion HOMESCAPES und produzierte Opiyo Okachs THE HOUSE THAT NEVER WALKED. 2010 erhielt er für DisPLACING Future die Konzeptionsförderung des Fonds Darstellende Künste, ebenwelcher ihn mit steptext dance project 2014 für den George Tabori nominierte.

 

BESETZUNG

CHOREOGRAFIE: Helge Letonja | TANZ: Kossi Sébastien Aholou-Wokawui, Thierno Ibrahima Diedhiou, Mamadou Dieng, Soraya Ebelle, Ziv Frenkel, Nestor Kouame, Medoune Seck, Alesandra Seutin, Claudia Voigt | DRAMATURGIE: Anke Euler | CHOREOGRAFISCHE ASSISTENZ: Ziv Frenkel | SONGKOMPOSITION: Y’Akoto | KOMPOSITION: Florian Tippe | KOSTÜME: Adama Paris; KOSTÜMASSISTENZ GASTSPIEL: Isabell Wibbeke | LICHTDESIGN: Laurent Schneegans | VIDEO: Medoune Seck I PRODUKTIONSLEITUNG: Tobias Steiner, Sarah Myriam Wolf; PRODUKTIONSLEITUNG GASTSPIEL: Judith Strodtkötter| TECHNISCHE LEITUNG: Roman Fliegel|TECHNISCHE LEITUNG GASTSPIEL: Julien Brun| PRODUKTION: steptext dance project | IN KOPRODUKTION MIT: Theater im Pfalzbau| IN KOOPERATION MIT: École des Sables/ Jant-Bi, Toubab Dialaw, Senegal, Institut Français Senegal| GEFÖRDERT VON: Senator für Kultur Bremen; Sparkasse Bremen.

 

Das Gastspiel in Dakar wird mit Unterstützung des Auswärtigen Amts und des Institut Français Dakar realisiert.
 Es ist außerdem gefördert durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ (NPN) Gastspielförderung Tanz International aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

PRESSESTIMMEN

Nora Abdel Rahman, tanznetz.de, veröffentlicht am 03.11.2014: Wenn Letonja seine Tänzer in Bremen mit Künstlern aus dem Senegal, Kamerun, Simbabwe, Togo und der Elfenbeinküste zusammen bringt, steht das allein schon für ein dynamisches transkulturelles Ereignis.(…) Jetzt ist aus dieser Verbindung ein grandioses Kunstwerk entstanden, das Tanz, Gesang, Kostüm und Musik in ein neues Verhältnis setzt.

Alexandra Albrecht, Weser Kurier, veröffentlicht am  08.11.2014: Helge Letonja kann ganz auf seine ausdrucksstarken Akteure vertrauen… die männlichen Tänzer explodieren geradezu auf der Bühne, ihre unglaublich schnellen, akrobatischen Bewegungen führen sie immer präzise aus.


PRESSEKONTAKT STEPTEXT: Judith Strodtkötter produktion@steptext.de