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Voll gepacktes internationales Programm am 10. und 11. März 2017

Frischen Wind weit entfernter Bühnen der Welt bringt seit jeher eine internationale Ballettgala in heimische Gefilde. Vor Ort stellt die Präsentation zahlreicher Kurzchoreographien und oft renommierter Gasttänzer auch ein gesellschaftliches Highlight dar. Man genießt in kleinen Happen, staunt über die Vielfalt des Tanzes und das Können der Tänzer, jubelt, beginnt die Choreographien miteinander zu vergleichen und geht danach zufrieden zu Bett – kurzum: eine Ballettgala gleicht gewissermaßen jenem festlichen Restaurantbesuch, den man sich nur wenige Male im Leben gönnt um mehrere Gänge an Gerichten zu genießen, die zu Hause selten oder nie auf dem Speiseplan stehen.

Eine solche Gala mit internationalen Gästen leistet sich jetzt das Staatstheater Nürnberg am kommenden Wochenende. Rechnung und Einnahmen gehen, das vorab, an den Verein der Ballettfreunde des Staatstheaters. Deren Arbeit führten Peter Hering, Vereinsvorsitzender, und Ballettchef Goyo Montero beim Pressegespräch aus. So konnte der Verein seit 2011 eine Summe von 190.000 Euro an Fördergeldern zusammentragen. Neben seltenen Veranstaltungen wie die Gala werden von diesem Geld Physiotherapien für die Compagniemitglieder finanziert, ohne die heute keine professionelle Tanzcompagnie mehr auskommt, oder die geforderten Neuproduktionen von Ballettchef Goyo Montero flankiert. „Wir ermöglichen unserer Compagnie, auf die wir wahnsinng stolz sind, mit diesen Mitteln Projekte, die mit dem normalen Etat nicht finanzierbar wären,“ betonte Hering.

Was das Galaprogramm anbelangt, hatte Chefkurator Goyo Montero, der sich unlängst über seine Vertragsverlängerung freute, Carte Blanche – ein Kompliment, ist es ihm doch in den vergangenen Jahren gelungen, mit eigenen Neuschöpfungen das Publikum in der Frankenmetropole für Tanz und das Staatstheater zu begeistern. Behutsam hatte er zudem Stücke von Mauro Bigonzetti, William Forsythe, Nacho Duato, Crystal Pite, Jirí Kylián oder Christian Spuck in seinen Spielplan einfließen lassen, die die technischen und künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten des Ensembles beträchtlich erweitert haben.

Hier setzt auch seine sehenswerte Auswahl an, die gekonnt die Bandbreite des klassischen, neoklassischen und zeitgenössischen Bühnentanzes beleuchten wird. „Wir sind eine zeitgenössische, keine klassische Compagnie. Die Gala bietet uns die schöne Gelegenheit, großartige Tänzerpersönlichkeiten als Gäste begrüßen und klassische und neoklassische Werken zeigen zu können, die sonst nicht bei uns zu sehen sind. Das wird für unser Publikum eine tolle Sache“, so Montero im Pressegespräch.

So werden erstmals in Nürnberg Osiel Gouneo und seine Partnerin Ksenia Ryzhkova vom Bayerischen Staatsballett in München mit einem exquisiten Pas de deux aus „Don Quijote“ zu erleben sein. – Gouneo brillierte kürzlich erst in „Spartacus“. Besondere Gäste sind zudem Yuhui Choe und Alexander Campbell vom Royal Ballet in London mit einem Pas de deux aus Arthur Saint-Leóns „Coppelia“, und, als zeitgenössischem Betrag, einem Ausschnitt aus „Within the Golden Hour“ von Christoper Wheeldon. Mit der Semperoper ruft Montero auch das dort viel getanzte Repertoire von William Forsythe auf, das er erst vor wenigen Monaten erstmals mit seiner Compagnie in Berührung brachte, als diese „Approximate Sonata“ einstudierte. So bringen Anna Merkulova und István Simon Forsythe´s Pas de deux „New Sleep“ sowie außerdem ein Werk des vielfach ausgezeichneten Choreographen David Dawson mit nach Nürnberg. „Das hat viel mit Freundschaft und einer besonderen Verbundenheit zu tun, dass uns große Compagnien so tolle Erste Solistinnen und Solisten schicken,“ äußerte Montero dankbar.

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Speziell wird seine Auswahl zudem dadurch dass der aus Spanien stammende Künstler selbstredend einen Schwerpunkt auf zeitgenössische, südeuropäische Choreographen legt. Aus Lissabon reisen Filipa de Castro und Carlos Pinillos, Erste Solisten des Portugiesischen Nationalballetts an, um „Lento for String Quartet“ von Vasco Wellenkamp sowie eine Choreographie des jungen Spaniers Juanjo Arques zu präsentieren. Mit dem Ballett Kaiserslautern ist erstmals auch eine kleinere Compagnie in Nürnberg zu Gast. Aus der Feder von James Sutherland, einem Freund und Weggefährten Goyo Monteros, stammt von dort das Stück „Same time tomorrow“, das Camilla Marcati und Keiko Okawa interpretieren werden. „Wir werden uns eher zurückhalten“,so Montero auf Nachfrage. So freue er sich auf zwei Nürnberger Erstaufführungen von Kreationen, die er mit Tänzern seiner Compagnie für das Repertoire des Prix de Lausanne, wo er Jury-Mitglied ist, kreiert hat: „BOW“ und „Grinding the theeth“. Des Weiteren wird ein Ausschnitt aus der jünsten Uraufführung „Monade“ zu sehen sein, sowie ein Werk im Repertoire eines Gastchoreographen, zu dem man bereits jetzt nur gratulieren kann: Egal wo – der letzte Satz aus Christian Spucks betörend-rätselhafter Komposition „das siebte blau“ ist überall ein Fest.

erschienen auf www.tanznetz.de am 06.03.2017