Raum der Abwesenheit

Die donumenta zeigt ihre aktuelle Ausstellung im ungarischen Pécs

Mächtig und zugleich unerwartet filigran thront der aus feinem hellen Holz gearbeitete Kleiderständer am Ende des Ausstellungstunnels auf einem weißen Podest. Hoch aufragende, miteinander verbundene Metallstangen markieren einen Baldachin unterm Nirgenwo. Wie Fähnchen im Wind schaukeln die handgearbeiteten Kleiderbügel nahezu unmerklich hin und her. An der Wand an Nägeln: Die Schnittmuster aus dünnen Holzplatten, übereinandergeschichtet. Niemand ist da. Das Abwesende, das man in diesem Raum im Raum, fühlt, ist ebenso mächtig wie die Eleganz des sich in der Gegenwart behauptenden Objektes.

István Czákány, der „Coat Stand“ 2013 erstmals geschaffen hat, zählt zu den international gefragtesten zeitgenössischen Künstlern in Ungarn. Mit der donumenta arbeitet er bereist zum dritten Mal zusammen. Seine Sonderpräsentation des „Coat Stand“ in der Pécsi Gallaery im ungarischen Pécs, vor fünf Jahren Kulturhauptstadt Europas, verleiht der Ausstellung von 26 großformatigen Fotografien von 14 Künstlerinnen und Künstlern aus allen 14 Ländern der Donauregion einen markanten Fluchtpunkt. „Mir ist wichtig das eine Arbeit nicht nur durch den Kontext einer aktuellen politischen Situation intellektuell verstehbar und erklärbar ist, sondern auf mehreren Ebenen, über die Erfahrungen von Material und Raum, über Assoziationen und Stimmungen, wirken und zeitliche Dimensionen überbrücken kann,“ sagt der 36-Jährige, der mittlerweile in Düsseldorf lebt. Zu bedrückend war das Leben für ihn in den vergangenen Jahren in Ungarn geworden. Die aktuellen Massenptoteste in seinem Land gegen fehlende Demokratie und Rechtstaatlichkeit sprechen hier eine klare Sprache.

Bei ihrer Eröffnungsrede im Beisein des ungarischen Autors Károly Méhes und István Komor, Leiter des Zsolnay Heritage Monument, würdigte Regina Hellwig-Schmid die Zusammenarbeit mit der Pécsi Gallery. „Die donumenta widmet sich der Entdeckung, der Förderung und der Vernetzung der Kunst, der Künstler und jenen, die für Kunst und Kultur im Donauraum arbeiten.“ In der Pécsi Gallery werden die zahlreichen Momentaufnahmen zu einer ästhetischen Landkarte der Melancholie, angeführt von einer Mahnung Vaclavs Havel in der Fotografie der tschechischen Künstlerin Magdaléna Jétélova, die die Besucher empfängt: „Wer Angst hat, der eigenen Vergangenheit ins Gesicht zu sehen, wird zwangsläufig das fürchten, was kommt.“