Alexandra Croitoru

Zeitgenössische Kunst in Rumänien

Starkünstlerin Alexandra Croitoru im Interview

Alexandra Croitoru, eine der wichtigsten Künstlerinnen Rumäniens im donumenta-Netzwerk, hat zum dritten Mal für die donumenta ein zeitgenössisches Kunstwerk entworfen: „Informal Occurences – Compendium of Spontanious Vegetation“ besticht als eine künstlerische Studie über spontan wachsende, urbane Vegetation in und um Bukarest und ist bis 12. Juli 2015 in der „14 x 14“-Ausstellung im MNAC Anexa – National Museum of Contemporary Art in Bukarest zu erleben. Alexandra Karabelas befragte die Künstlerin. Die donumenta ist glücklich über die erneute Gelegenheit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Zuletzt waren Arbeiten von Ihnen in Regensburg in den Jahren 2008 und 2012 zu sehen. Welche Erinnerungen haben Sie an unsere Stadt, Alexandra Croitoru?

In all den Jahren nach 1989 nahmen die Künstler aus Mittel- und Osteuropa sehr genau die künstlerischen Zusammenhänge in Westeuropa in den Blick. Wir  konzentrierten uns darauf, mit anderen dort ein Netzwerk zu knüpfen. Dabei vergaßen wir fast unsere eigenen Netzwerke nicht nur in Zentral- und Osteuropa, sondern auch dort wo der Einzelne konkret lebte. Veranstaltungen wie die donumenta in Regensburg waren eine günstige Gelegenheit zusammenzutreffen und einen regionalen Dialog in Gang zu setzen. Dieser Dialog ist meines Erachtens sehr wichtig.

Inwiefern hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren verändert?

Ich habe mich in den vergangenen Jahren auf meine Forschungsarbeit zum Werk des rumänischen Bildhauers und Fotografen Constantin Brâncuși konzentriert. Ich mochte dabei die Mischung zwischen Text- und künstlerischer Arbeit sehr. Jetzt arbeite ich an der Umwandlung dieser Recherche in ein Künstlerbuch.

Wie hat sich die Situation für Künstler_innen in Rumänien mittlerweile entwickelt? 

Die Szene hat sich noch mehr aufgesplittet. Es sind viele Initiativen entstanden, nur gibt es leider kaum finanzielle Unterstützung diese über einen längeren Zeitraum am Leben zu erhalten. Ich selbst nahm 2011 gemeinsam mit der Historikerin Magda Radu ein kuratorisches Projekt mit dem Titel “Salonul de priecte” in Angriff das sich darauf konzentriert, sich entwickelnde rumänische Künstler_innen darin zu fördern, Arbeiten herzustellen und in einem Dialog über die Künstlergenerationen hinweg zu reflektieren.

In ihrem neuen Projekt bilden das Verbotene, Pflanzen und Unkraut wichtige Themengebiete. Welche Assoziationen verbinden Sie mit ihnen persönlich oder hatten Sie, als sie ihr neues donumenta-Projekt entwickelt hatten?

Wichtig ist, dass meine Studierenden Nona Inescu, Dragoș Petrișor und Mihaela Vasiliu am Institut für Fotografie an der Nationalen Universität der Künste in Bukarest dieses Projekt entwickelt haben. Ich habe sie für das donumenta-Projekt vorgeschlagen, weil ich zum einen jungen Künstler_innen immer gerne Möglichkeiten eröffne, in einem profesionellen Rahmen neue Arbeiten zu zeigen. Zum anderen  halte ich das Thema für die zeitgenössische Kunstpraxis sehr wichtig.

Informal Occurrences – Compendium of Spontaneous Vegetation” ist definiert als künstlerische Recherche bei der Dokumentationsstrategien benutzt werden. Wie haben Sie das Projekt genau entwickelt und was erwartet den Besucher der donumenta-Ausstellung in Bukarest?

Ich bat meine Studierenden ein gemeinsames Projekt zu entwerfen. Sie schlugen vor einen Atlas über spontan wachsende Vegetation in Bukarest zu erstellen. Ursprünglich planten wir eine Publikation; wir entschieden jedoch dass es für die Ausstellung interessanter wäre, eine Installation aus dokumentarfotografischen Arbeiten, kombiniert mit einem Kabinett mit echten Pflanzen zu kreieren.

Im Vergleich zu Bukarest ist Regensburg eine überschaubare und niedliche Stadt. Könnten Sie sich vorstellen, das Pflanzen-Projekt auch in Regensburg zu realisieren oder müsste man es verändern?

Ich denke, dass das Projekt in jedem urbanen Kontext verwirklicht werden kann. Dabei wird es interessant sein die lokalen Eigenheiten aufzudecken und herauszufinden, wie sich die Natur einen Weg bahnt, die Ökonomie jeder Stadt zu durchdringen.

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Hintergrund

Alexandra Croitoru, geboren 1975 in Rumänien, lebt und arbeitet in Bukarest, wo sie unter anderem am Photo-Video-Department der Kunstakademie in Bukarest als Gastprofessorin wirkt. Sie graduierte 1998 am Graphic Department der Kunstakademie Bukarest. Thematisch legt sie ihren Schwerpunkt auf Fragen nach Imaginationen, Lebensentwürfen, Rollenmustern und Subversionen von Frauen, Frausein und weiblichen Lebensentwürfen, wie sie sich unter anderem in Mode und Styling ausdrücken. Ihre Werke haben mittlerweile nicht nur zahlreiche Galerien in Rumänien ausgestellt, sondern auch in renommierte Lifestyle-Magazine wie 2000+, Elle, Focus, Exces und Masculin Eingang gefunden. Sie nahm darüberhinaus an der Biennale der Zeitgenössischen Visuellen Kunst der Balkan Female Artists in Sofia, an der Design Forum Galleria in Helsinki sowie am Espace En Cours in Paris teil. Die Kritikerin Adela Vaetis schrieb über die Künstlerin: „Alexandra Croitoru weiß die Künstler im Universum alles Gleichzeitigen ihre eigene Identität formen, indem sie Geschichten produzieren, die jeder benutzen kann; Lebensereignisse die wie Stücke wirken, die für den Massengebrauch kreiert worden sind während die Verführung von der Illusion einer Kompliziertheit herrührt, die sie dem Betrachter offerieren.“

siehe auch: www.donumenta.de