Das UnterwegsTheater / Künstlerhaus unter der Leitung von Jai Gonzales und Bernhard Fauser setzt seine hochkarätig besetzte  Gastspielreihe TANZinternational  am Samstag, 27. und am Sonntag, 28. Februar 2016 jeweils um 20 Uhr mit zwei Vorstellungen der jüngsten Kreation von Tony Rizzi, langjähriger Tänzer bei William Forsythe, und dessen internationaler Performer-Truppe „The Bad Habits“ fort. „Same old set different show“, koproduziert vom UnterwegsTheater, wird als „Liebeserklärung an den Tanz“ gefeiert (Frankfurter Rundschauz vom 19.02.2016).  

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Herr Fauser und Frau Gonzales,  Was ist an Rizzis Kunstverständnis für das Heidelberger Publikum interessant?

Jai Gonzales: Es handelt sich um das vierte Projekt innerhalb von drei Jahren, das der Ausnahmetänzer, Performer und Choreograf Tony Rizzi in Heidelberg präsentiert. Er ist ein Meister des „strukturierten Chaos“, einer Arbeitsweise, die er mit seiner Person zwei Dekaden mit und bei William Forsythe, Ballett Frankfurt, hat entwickeln können. Der Perfektionist läßt den Entstehungsprozess sichtbar werden, zelebriert das Jetzt. Es geht dabei nicht um „Image“, sondern um „Wahrhaftigkeit“. Angstlos und kraftvoll. Erlebte Erfahrung jenseits von „Pädagogik“.

Rizzi ist nicht der einzige Forsythe-Tänzer, der bei TANZInternational als Choreograph in der HebelHalle aufschlägt.  Was ist an den Ästhetiken jener Künstler aus dem Kosmos Forsythe so spannend?

Bernhard Fauser: „Forsythe-Tänzer“ zeigen nicht, was sie können. Sie können es einfach. Es geht bei dem, was sie wie in ihren Stücken verhandeln nicht mehr um Ästhetik sondern um Ethos“, um Arbeit und um Liebe. Die Tänzer/Performer sind nicht „laut“, sondern kraftvoll, ganz nach dem „What you see is what you get“. Tony Rizzi wird nicht der letzte sein, den wir aus der Forsythe-Welt in der Universitätsstadt präsentieren werden.

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TANZInternational bringt unterm Jahr Juwelen des hochkarätigen internationalen Bühnentanzes nach Heidelberg. Wie werden Sie die Reihe fortsetzen?

Bernhard Fauser: Im April beehren uns die israelische Choreografin und Tänzerin Sharon Eyal und ihr Partner Gai Behar, Komponist und DJ aus Tel Aviv/New York, mit ihrer Compagnie „L-E-V“.  Heidelberg leuchtet als TANZstadt das ganze Jahr über, und wir freuen uns, dass wir über langjährige Kontakte und Verwurzelung in die internationale Tanzszene verfügen, so dass ein Gastspiel wie das von „L-E-V“ ohne Weiteres möglich ist und deren faszinierenden Tanz-Ansichten mit Heidelberg und der Region geteilt werden dürfen. Tanz kanns.

Das UnterwegsTheaterist für die Entwicklung neuer Formate berühmt-berüchtigt. Was hat es mit openSTAGE auf sich, das am 06. März 2016 erstmals zu erleben ist?

Jai Gonzales: Um etwas Neues zu sehen muß man etwas Neues machen. Das Neue ist immer an Risikobereitschaft gebunden. Risiko entsteht nur da, wo auch Verantwortung gefragt ist.  Bei „openSTAGE“ handelt es sich um ein neues Format inter- und transdisziplinär arbeitender Künstler, die ganz wortgetreu „die Bühne öffnen“ und den Zuschauer direkt Teil haben lassen. Tanz ausserhalb des „Theaterraumes“ entsteht. Tanz mit dem Augenblick, dem Mit-Menschen, egal, welcher „Technik“ und Gattung er sich bedient. Wir sind eine Welt in ständigem Wandel und der Tanz, die Mutter aller Künste, kann das am trefflichsten sichtbar und erlebbar machen.

erschienen in der Rhein-Eckar-Zeitung am 25.02.2016. Fotos: Günter Krämmer, Künstlerhaus Mousonturm