Lihito Kamiya_Filmproject 2016_HD

Lihito Kamiya beschäftigt sich seit 2003 mit Tanz, Theater und Performance. Kontinuierlich als Bühnendarsteller in Tanz- und Theaterprojekten engagiert, schrieb er sich nach einem Dokumentarfilm- Studium bei Hirokazu Koreeda in seiner Heimat Japan 2004 an der L’École Internationale de Théâtre Jacques Lecoq in Paris ein. 2006 folgte der Wechsel an die Folkwang Universität der Künste in Essen, wo er ein Studium des Physical Theatres sowie der Tanzkomposition absolvierte. Im Oktober 2010 wurde Lihito Kamiya Studierender des dortigen Masterstudiengangs Choreographie. Im selben Jahr gewann er den Folkwang Prize For Performing Arts. Lihito Kamiya, mittlerweile in Nordrhein-Westfalen ansässig, ist bereits zum zweiten Mal Resi- denzchoreograf des CC HD. Im Zentrum seiner diesjährigen Heidelberger Arbeitswochen, die bis 27. März 2016 dauerten, stand die Weiterentwicklung seines im Herbst 2015 am CC begonnenen Tanzfilms „Echoes Of Images“. Damals machte der Künstler seine eigene künstlerische Beziehung mit der Stadt Heidelberg zum Thema. Im Rahmen seiner zweiten Residenz ging es dem Künstler darum, den inhaltlichen Rahmen des Filmprojektes zu erweitern. Hierfür arbeitete er spontan mit Menschen aus Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar zusammen, die sich bei ihm gemeldet hatten. Die Ergebnisse seiner Begegnungen präsentiert er im Rahmen des Showings am 24. März 2016. Davor sprach er kurz mit der Tanzdramaturgin Alexandra Karabelas. 

Lihito, wie würdest Du deine Arbeit als Choreograph derzeit beschreiben?

Ich arbeite derzeit vor allem mit Video. Dadurch lerne ich mehr und mehr über die Bedeutung von Rhythmus und Raum bei einer Komposition. Das Filmen und der Prozess der Auswahl und das Schneiden des Materials haben meine Sicht auf das, was Choreographie ist, verändert. Ich begreife nun Choreographie von einem anderen Gesichtspunkt aus. Mein choreographisches Arbeiten bezieht sich auf Bewegung, Raum, Bilder und etwas, das zu erzählen ist. Meine jüngste Arbeit unterscheidet sich von meiner letzten, die ich in Heidelberg gemacht habe, darin, dass sie sehr viel narrativer ist.

Du hast hierfür zum ersten Mal mit Menschen zusammengearbeitet die nicht unbedingt tanzen. Wie hat das Deine Arbeit verändert?

Sie wurde stark davon beeinflusst. Das letzte Mal, als ich in Heidelberg gearbeitet habe, habe ich einige Objekte mitgebracht, die meine Choreographie quasi begleitet und ergänzt haben. Dieses Mal sind neue Dinge als Ergebnis neuer Begegnungen entstanden. Die Arbeit bestand und entstand quasi in und aus den Begegnungen heraus, und nahezu jede Begegnung, jedes Zusammentreffen gebar die Handlung eines Films. Die ersten zehn Minuten des Films habe ich mit einer Handkamera gedreht. Dies verschaffte mir große Flexibilität. Ganz praktisch habe ich viele Orte kennengelernt, die mir zuvor unbekannt waren. Das war toll. Inhaltich war es so, dass sich mit jeder Begegnung verschiedene Gefühle und Emotionen einstellten. Jedes Gefühl und jede Emotion brachte ich mit verschiedenen Aussagen zusammen. Auf diese Weise wurde der Film komplexer und reicher.

Heidelberg spielte als Thema deiner aktuellen Arbeit eine große Rolle. Kannst Du unsere Stadt aus Deiner Sicht als Filmemacher und Choreograph näher beschreiben? Was hast Du über Heidelberg während Deiner Residenzwochen herausgefunden?

Heidelberg ist ein wunderbarer Ort um Filme zu drehen. Die Größe der Stadt ist ideal um herumzulaufen und um immer sowohl in der Stadt als auch in der Natur zu sein. Dieses Mal hat die Tatsache, dass man hier immer von Hügeln umgeben ist, auf einer unbewussten Ebene den Film beeinflusst. Die geologischen Rahmenbedingungen haben im Film eine Spur hinterlassen. Für mich entdeckt habe ich dieses Mal das Neuenheimer Feld. Dieses Gebiet war mir bei meinen letzten Besuchen in Heidelberg nicht bekannt. Das kostbarste aber für mich war dass ich erfahren habe: Man kann Menschen begegnen und mit ihnen eine kreative Reise erleben. Das war ein sehr aufregender Prozess. Einige Geschichten werden mir lange in Erinnerung bleiben.